Ohne Ordnung und ohne tieferen Sinn sind bisher vorhanden:
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    Haui sagt:

 

Matto sagt:

 

 

Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford 

 

 

 

Jumper

Der weiße Hai

 

 

Fleisch ist mein Gemüse

 

 

 

Shining

Lars und die Frauen

 

 

 

10.000 B.C.

 

 

 

 

 

Der Krieg des Charlie Wilson

 

 

 

Flucht von Alcatraz

 
American Beauty
 

Hancock
 

 

 
 

Gladiator

 

 

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Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford

(USA 2007)

 

Es gibt Momente, da scheint einem das Schicksal einfach mal einen Streich spielen zu wollen. Alles ist perfekt vorbereitet, der Sekt sozusagen kaltgestellt, Norah Jones säuselt von der CD, das Licht ist gedämmt und ein paar Erdbeeren und ein klein wenig Sprühsahne sind dezent-unauffällig und trotzdem unübersehbar platziert. Die perfekten Zutaten für einen perfekten Abend eben. Der dann damit verbracht wird, mit dem Möchtegern-Partner über einen verflossenen Liebhaber oder regenerative Energien zu plaudern. Es sollte einfach nicht sein. Und keiner weiß so recht, was schief gelaufen ist…

Dieser Film ist für mich so ein Fall. Eigentlich haben sie alles richtig gemacht und trotzdem ist das ganze Projekt furchtbar in die Hose gegangen. Warum eigentlich?

 Beginnen wir mit den stimmigen Zutaten: Regisseur und Drehbuchautor Andrew Dominik erzählt die Geschichte vom Helden Jesse James und seinem unspektakulären Ende mit einer bemerkenswerten Gelassenheit. Die Ausstattung des Sets ist phänomenal und trägt entscheidend dazu bei, den Zuschauer tief in den kompromisslosen und manchmal erschreckend normalen Alltag eines Western-Outlaws eintauchen zu lassen. Wunderbar dicht inszeniert: ein Zugüberfall; im Licht der Fackeln verlieren die maskierten Männer jede Identität und scheinen längst dem Tode geweiht.

Der Film ist durchgehend stark besetzt. Casey Affleck (Bens jüngerer Bruder) spielt den naiven Bob Ford erschreckend intensiv; sein jugendliches Schwärmen für die (von Zeitungsreportagen und Abenteuerromanen erschaffene) Kunstperson Jesse James steht in einem andauernden Kampf mit der Realität. Und eher zerstört Bob Ford den Menschen, um sich das Bild zu erhalten. Brad Pitt spielt als Jesse James eigentlich mal wieder nur Brad Pitt. Aber das kann er wenigstens, und wie! Er wirkt selten eins mit sich selbst, schwankt zwischen Schwermut, unnötiger, nie bereuter Brutalität und der Rolle als fürsorglicher Vater.

Warum fragt man sich im Laufe der 160 (!!) Minuten dennoch immer wieder, wann es jetzt bitte endlich mal ein Ende hat? Eine einfache Antwort: 30 bis 45 Minuten weniger hätten es auch getan. Schon bald hat man verstanden, dass Jesse James eben nicht nur ein amerikanischer Held sondern auch ein ziemliches Arschloch war. Und die Entwicklung von Afflecks Charakter vom jungen Stalker zum Verräter füllt die verbleibende Zeit leider nicht genügend aus. Gerade zum Ende des Films bewegt sich die Geschichte auf der Stelle und übrig bleibt alleine das bittere Gefühl der Hoffnungslosigkeit, von dem alle Charaktere durchdrungen sind. Hinzu kommt eine Schwierigkeit, mit der jeder nicht im amerikanischen Kulturkreis aufgewachsene Zuschauer arg zu kämpfen hat: für uns aus dem alten Europa ist Jesse James eben nur irgendein Bandit aus dem wilden Westen, und nicht der nationale Robin Hood, von dem noch Präsidenten im 20. Jahrhundert als ein Vorbild für alle Amerikaner gesprochen haben. Na gut, er war also schwermütig, ein wenig durchgedreht oder vielleicht sogar voller Todessehnsucht. Kontrovers erscheint uns nichts davon.

Also, Jesse, stirb bitte nächstes Mal ein wenig schneller, ein bisschen weniger pathetisch und vor allem ohne uns alles vorher drei Mal erklärt zu haben. Dann wird es wieder ein perfekter Abend. Bei den Zutaten…         

 

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Jumper

(USA, 2008)

 

Wer hat davon nicht schon einmal geträumt? Die ersten Phantasien dieser Art hat man ca. mit 11-12 Jahren, spätestens nach dem Genuss der ersten Perry-Rhodan-Romane. Telekinese, Telepathie, Teleportation. Letzteres ist die Fähigkeit, die der junge David zufällig entdeckt, als er durch die Eisdecke eines zugefrorenen Flusses bricht. Eigentlich schade, denn es wäre für alle am besten gewesen, wenn er einfach ersoffen wäre.

Warum David überhaupt diese Fähigkeiten hat und damit ein „Jumper“ ist, bleibt unbeantwortet. Man versucht gar nicht erst, die üblichen „Wuchs - auf dem Atombombentestgelände - auf“ oder „Wurde - von - einer -klin-gonischen - Fledermaus - gebissen“ - Erklärungen anzubieten. Es gibt einige ungare Hinweise auf seine verschwundene Mutter und seinen grenzdebilen Vater, die niemand sehen will. Wenn nicht irgendjemand eines Tages Hollywood verbietet, die übrige Menschheit mit rührseligen Vater-Sohn-Konflikten zu belasten, wird die Menschheit noch Jahrhunderte vor ihrer Zeit aussterben, weil niemand sich mehr fortpflanzen will.

David entzieht sich diesen familiären Problemen durch einen heimlichen Wohnungswechsel nach New York. Dass er seine Freundin in dem Glauben lässt, er sei einen frühen und sinnlosen Tode gestorben, wirft kein gutes Licht auf seinen Charakter. Unterstrichen wird seine fragwürdige moralische Einstellung dadurch, dass der junge David seine Fähigkeiten nicht wie alle beknackten Superhelden in den Dienst der öffentlichen Sache stellt, sondern sich kurzerhand in Banken beamt, um mittels der dort vorgefundenen Barmittel ein sorgenfreies Leben zu führen. Durchaus vernünftig aber nicht konsequent zu Ende gedacht. Denn was würde so ein lebenshungriger Bursche als nächstes unternehmen? Richtig, die Umkleidekabine der nächsten Damenvolleyballmannschaft aufsuchen.

Alles könnte so schön sein, wenn da nicht die böse Gegenseite wäre. In diesem Fall ist es irgendeine obskure Behörde, bei der es ungeklärt bleibt, warum es diese überhaupt gibt. Und mit Samuel L. Jackson hat man einen Protagonisten als Chefinquisitor verpflichtet, der bei seinen bisher ca. 5.000 gedrehten Filmen noch nie nach dem Warum gefragt hat.

Der Rest des Filmes ist schnell erzählt: David gabelt seine Jugendfreundin Millie auf (zuckersüß: Rachel Bilson), die ihm sein schnödes Verhalten von damals verzeiht und sogleich mit ihm mitgeht (Wo gibt es solche Frauen?), und trifft in Rom auf einen anderen Jumper (Griffin, gespielt von Jamie Bell), der ihn und die Zuschauer ein wenig über den Hintergrund des schwachsinnigen Konfliktes zwischen Jumpern und Paladinen (so heißen die Typen der Gegenseite) aufklärt. Das Ganze gipfelt in einem großen Showdown an verschiedenen leicht wiedererkennbaren Sehenswürdigkeiten dieses Planeten. (Warum kann die finale Schlacht nicht mal in einer Einkaufspassage in Gütersloh spielen?) Alle Hauptdarsteller überleben, was der Befürchtung Nahrung gibt, dieser Unsinn könnte eine Fortsetzung finden. Zum Schluss besiegelt die renommierte Hollywood-Aktrice Diane Lane als Davids Mutter ihr Ende als anerkannte Schauspielerin. Apropos – als Hauptdarsteller hat man den talentfreien Hayden Christensen verpflichtet, der uns schon als junger Darth Vader ob seiner hölzernen Darstellungsweise die Zornesröte ins Gesicht trieb. In diesem sinnfreien Schrottwerk dilettiert er in gewohnter Routine, wird aber noch übertroffen von der lächerlichen Tricktechnik, die unweigerlich die Frage aufwirft, wie denn die Produktionskosten von 100 Mio Dollar zusammengekommen sind, und den Dialogen, für die das Wort „Zumutung“ nicht ausreicht. Tun Sie sich das nicht an!

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Der weiße Hai

(USA, 1975)

 

Wie kann es angehen, dass ein Film aus dem Jahre 1975, welches tricktechnisch gefühlt mindestens 1.000 Jahre in der Vergangenheit liegt, ein so großer Erfolg werden konnte, obwohl der Hauptdarsteller ein mechanischer Kunsthai ist? Die Antwort ist ganz einfach: Der künstliche Hai funktionierte meistens nicht, so dass sich Steven Spielberg auf die unheimlichen Weiten des Ozeans gepaart mit John Williams legendärer Cello-Musik verlassen musste. Und diese beiden Komponenten verursachen beim Zuschauer mehr Suspense, als es ein perfekt computeranimiertes Kino-Monster jemals vermag.

Zugegeben – die Story ist eher simpel, man hat sie vor diesem Film und auch danach millionenmal erlebt: Irgendein Schlaukopf (Roy Scheider als neuer Polizeichef Martin Brody) hat aus irgendeinem Grund den totalen Durchblick und erkennt die schreckliche Gefahr, die seinem Heimatkaff (Amity) droht. Und dabei stößt er auch in diesem Fall, wo ein Monsterhai die Bevölkerung eines Badeortes dezimiert, auf wenig Entgegenkommen der Behörden, die seine haiabwehrenden Maßnahmen völlig zurecht als geschäftsschädigend einstufen.

Ob Außerirdische, riesige Spinnen oder Dinosaurierparks - irgendein Spielverderber ist immer dabei, der die Gefahr vorausahnt und auch immer recht behält. In diesem Film aber kann man das Thema der dauerdoofen Behörden (repräsentiert von Hal Holbrook als ignorantem Bürgermeister) getrost am Rande liegen lassen, ebenso wie die Scharen von nervigen Badetouristen in unästhetischen 70er-Jahre-Badekostümen, die trotteligen Polizeikollegen, die nörgelnden Bürger und die schreckliche Familie von „Chief“ Brody, denn der Film fängt eigentlich erst an, wenn die drei Protagonisten (Roy Scheider, Robert Shaw und Richard Dreyfuss) an Bord der „Orca“ gehen, um der menschenmordenden Killermaschine den Garaus zu machen. Die Wortgefechte zwischen dem wettergegerbten, in unzähligen Schlachten gestählten Kapitän Quint (Shaw) und dem reichen, verzogenen Collegeboy Hooper (Dreyfuss) sind saucool und machen auch nach dem 20. Mal immer noch Spaß. Und spätestens bei der legendären Apricot-Brandy-Saufszene unter Deck kommt der begeisterte Zuschauer nicht drum herum, gemeinsam mit den drei Helden das „Show me the way to go home“ mitzubrüllen oder atemlos Quints Erzählung vom Untergang der „Indianapolis“ zu lauschen.

Ach ja, und dann gibt es ja noch diesen Hai. Er wurde immer sehr schlecht geredet. Ray Harryhausen würde sich im Grabe umdrehen etc. So richtig übel fand ich ihn nie. Was womöglich daran liegt, dass man als mitteleuropäischer Ostseebadegast eher selten mit diesen Tieren in Berührung kommt. Aber ich habe Riesenaffen, Zylonen und Shelley Duvall ertragen, da kommt so ein Roboterfisch für mich nicht auf Platz 1 der Filmverbrechen. Dass sich das Viech zum Schluss zumindest einen der drei Fischer schnappt, sei ihm gegönnt, war aber absehbar und hollywoodmäßig trifft es natürlich den vermeintlichen Unsympathen (Quint). Wenn man sehen möchte, wie man den komplett gleichen Film mit nahezu gleichem Inhalt völlig verhunzen und zu einem Megalangweiler machen kann, muss man sich nur den zweiten Hai-Teil gönnen. Ich konnte Roy Scheider sehr gut verstehen, dass er sich hier für den Heldentod entschied.

Der erste Teil aber ist nach über 30 Jahren einer der spannendsten und atmosphärischsten Streifen überhaupt. Ich habe ihn geschätzt ca. 50x gesehen. Und ich bin noch nicht durch mit ihm.

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Fleisch ist mein Gemüse

(Deutschland, 2008)

 

Ich kann mich noch genau erinnern, wie ich am spanischen Strand auf der Sonnenliege lag, als ich dieses Buch konsumierte und staunend sowohl von Touristen als auch von Eingeborenen angestarrt wurde, weil meine andauernden Lachanfälle für Außenstehende durchaus merkwürdig anmuten mussten und so mancher hat meine baldige Einweisung in eine entsprechende Fachklinik medizinisch sicherlich für notwendig erachtet.

Das trostlose Leben des Losers „Heinzer“ war aber auch so dermaßen treffend beschrieben, dass man fast zwangsläufig an unheilvolle Episoden aus dem eigenen Leben erinnert wurde, die man schon erfolgreich verdrängt glaubte. Seien es die ungezügelten Darstellungen der deutschen Sauf- und Fresskultur aber auch die permanenten erfolglosen Annäherungsversuche an das andere Geschlecht gepaart mit hemmungslosen Masturbationsorgien mangels Mädels.

Bei der Verfilmung dieses Stoffes musste sich Regisseur Christian Görlitz sicherlich vorher die Frage stellen, wie eng er an der literarischen Vorlage bleiben wollte, um die Trostlosigkeit dieser „Landjugend mit Musik“ einzufangen. Warum Heinz Strunk, der tatkräftig an der Verfilmung wirkte, den freizügigen Umgang mit seinem Stoff nicht verhindert hat, bleibt ein Rätsel, denn das Ergebnis kann nicht im Sinne des Autors gewesen sein.

Gut wird der Film in den Momenten, wo er ungeschönt das deutsche Alltags- und Feiertagsleben der 80er beschreibt. Wenn Heinz und sein Kumpel vor dem Imbiss stehen und all den heißen Hasen hinterherhecheln oder wenn durchaus ernsthaft das Zusammenleben mit der kranken Mutter (Susanne Lothar) oder das traurige Los der unglücklichen übergewichtigen Nachbarin (Livia S. Reinhardt) beschrieben wird. Höhepunkte sind aber zweifelsfrei die Darstellungen der schrillen Dorffeste mit der widerlichen deutschen „Hier-fliegen-gleich-die Löcher-aus-dem-Käse-Feierkultur. Ganz groß in der Rolle des schleimigen, sprücheklopfenden Prolo-Bandleaders „Gurki“ gibt sich Andreas Schmidt, dessen fiese Dauerwelle nebst Pornobalken selbst jeden eingefleischten 80er-Jahre-Fan das Gruseln lehrt. Auch die übrigen Bandmitglieder (Jona Mues, Oliver Bröcker, Martin Brauer) lassen erahnen, dass es auf der musikalischen Bühne auch andere Existenzen als knackärschige Schönlinge vom Typ eines Limahl oder Simon Le Bon gab. In der Rolle des Heinzer weiß Maxim Mehmet durchaus zu überzeugen, obwohl der Blick in sein von übelster Akne verunstaltetes Gesicht im Verlauf des Films immer anstrengender wird.

Was aber hat man sich bei dieser „Rahmenhandlung“ gedacht, in der Heinz Strunk („in echt“) als Jagdtrophäe an der Wand hängend sich mit einem Hirschen austauscht und so dem Zuschauer das Geschehen erklärt? Der Grad der Nervigkeit, den dieses Konzept in mir auslöste, lässt sich eigentlich nur noch mit dem der Rahmenhandlung des ersten Werner-Filmes vergleichen, einfach komplett überflüssig und doof.

Richtig schlimm wird der Film gegen Ende, als Heinzer die linke politische Sängerin Jette (schlecht und nervig: Anna Fischer) entdeckt, sich in sie verliebt und mit Hilfe des beim Limbo abgefackelten Goombay-Dance-Band-Sängers Oliver Bendt einen Hit für sie produziert. Spätestens hier weiß der ehemalige geneigte Leser, dass wir die Romanvorlage verlassen haben und einem seligen kinogerechten Happyend entgegentaumeln. Dass dieser glückliche Ausgang nur geträumt (!) ist, tut der Schlechtigkeit keinen Abbruch. Spätestens bei der abschließenden gemeinsamen Tanzszene mit allen Darstellern (inkl. toter Mutter und Nachbarin) verspürt man das dringende Bedürfnis, das Kino „geil“ plattzumachen.

 

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Shining

(GB,1980)

 

Ich nehme an, dass mittlerweile schon jeder Roman von Stephen King verfilmt wurde. Und dabei wurde – bis auf wenige Ausnahmen - Müll produziert. Das könnte damit zusammenhängen, dass die Romanvorlagen von Mr. King das Papier nicht wert sind, auf dem sie gedruckt sind. Aber das wäre eine zu pauschale Wertung, denn bisweilen sind seine Bücher leidlich spannend und leicht verständlich. Warum also war es nicht möglich, diese zahllosen Romane einigermaßen annehmbar auf Zelluloid zu bannen? Nur wegen der hohlen Charaktere? Oder weil die Tricktechnik nicht so weit war, den Grusel leinwandgerecht umzusetzen? Woher zum Teufel soll ich das wissen?

Zum Glück gibt es Ausnahmen wie den Film „Shining“. Und damit hätten wir den Beweis erbracht, dass ein guter Schauspieler ausreichen kann, um einen Film zu retten. Und natürlich spreche ich von Jack Nicholson, von wem sonst?

Zum Inhalt: Der trunksüchtige angehende Schriftsteller Jack Torrance (Nicholson) fährt mit seiner Frau Wendy (Shelley Duvall) und seinem Sohn Danny (Danny Lloyd) in ein Hotel in Colorado, um dort während der Wintermonate dasselbige als Hausmeister in Betrieb zu halten. Man ahnt sofort, dass dieses Ambiente der Genesung seiner angeknacksten Psyche nicht zweckdienlich sein kann. Denn das Hotel ist ein gigantischer Kasten, absolut einsam gelegen und – wie man später erfährt – auf einem Indianerfriedhof gebaut. (Was würde Stephen King bloß ohne die amerikanischen Ureinwohner und ihre Begräbnisstätten tun?) Und selbstverständlich hat schon vor vielen Jahren ein Hausmeister in diesem Hotel Frau, Kinder und sich selbst gemeuchelt. Ergänzt werden diese Zutaten durch einen riesigen, durch hohe Hecken begrenzten, schneebedeckten Irrgarten, der an das Hotel grenzt. Welche überraschende Handlung durfte man also erwarten?

Der Aushilfshausmeister Jack ereilende Wahnsinn lässt nicht lange auf sich warten. Er tippt auf der Schreibmaschine unzählige Seiten mit immer demselben Satz („Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen!“) und lässt sich schließlich von einem ihm in seinem Wahn erscheinenden Barkeeper dazu überreden, seinem wahnsinnigen aber bereits toten Kollegen Grady nachzueifern und seiner Frau und seinem Sohn mittels einer Axt die Lebenslichter ausblasen. Dass dieses Unterfangen misslingt, ist auch seinem übersinnlich begabten Sohn zu verdanken, der aus ungeklärten Gründen über das „Shining“ verfügt, welches ihn in die Lage versetzt, Unheil zu spüren und andere Begabte seiner Spezies im Notfall telepathisch zu rufen. In diesem Fall ist es für den Herbeigerufenen von Nachteil, da Jack ihm mit der Axt den Garaus macht. Letztendlich erfriert der arme Jack im Irrgarten, während Mutter und Kind mit dem Schrecken davonkommen.

Der wahre Schrecken dieses Films ist allerdings die Hauptdarstellerin. Was hat sie auf dem Kopf? Sind das Haare? Und was hat sie an? Selbst in der übelsten 70er-Jahre-Öko-WG war so eine Kluft verboten. Und so kommt es denn, dass man sehr schnell auf die Seite des Schurken Jack wechselt. Wenn er zur Axt greift, um seiner nervigen Familie eine Lektion zu erteilen, wünscht man ihm von Herzen alles Gute. Die kreischende Alte und der mit seinem Finger sprechende Sohn müssen weg, da gibt es kein Vertun. Leider scheitert Jack. In meinen Augen kein Happyend!

 

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Lars und die Frauen

(USA, 2007)

 

Gleich zu Beginn eine gewagte These: dies ist ein durch und durch schwedischer Film! Obwohl er erst einmal nichts mit dem sympathischen Land der Elche zu tun hat.

Lars (einfühlsam und still gespielt von Ryan Gosling) ist ein Einzelgänger, der sich ein Haus mit seinem Bruder und seiner schwangeren Schwägerin teilt (wunderbar all-american: Paul Schneider und Emily Mortimer, für die wahrscheinlich nicht nur Lars aus der Ferne schwärmt). Allerdings hatte Lars sich bereit erklärt, in die Garage zu ziehen und der jungen Familie das Haus zu überlassen. Er ist also ein netter Kerl, unauffällig bis unsichtbar bei seiner Arbeit, ein regelmäßiger Kirchgänger mit panischer Angst vor (gleichaltrigen) Frauen, der sich den freundlichen Integrationsversuchen seiner Schwägerin widersetzt in dem er sich in seiner eigenen Wohnung versteckt.

 Bis eines Tages Bianca in das Leben aller Beteiligten tritt. Bianca ist Lars große Liebe, um die er sich rührend-aufopfernd kümmert und sie stolz der ganzen Stadt vorstellt. Und Bianca ist – eine Sex-Puppe aus dem Internet.

 Die ortsansässige Ärztin (mit viel Tiefe verkörpert von Patricia Clarkson) rät mitzuspielen und Bianca als reale Person zu behandeln. Bianca hätte einen Grund, gerade jetzt in der Stadt aufzutauchen und Lars würde diese Wahnvorstellungen so lange aufrechterhalten wie er sie eben benötige.

 Dies erscheint als ein Stoff für eine schenkelklopfende, trotzdem das Herz anrührende Komödie, doch die Lacher sind rar gesät in der Einsamkeit des amerikanischen Nordens. Vielmehr fühlt man sich tief berührt von der Warmherzigkeit des liebenden Lars, dem Einfühlungsvermögen der selbst private Dämonen bekämpfenden Ärztin und der Bedingungslosigkeit, mit der alle Stadtbewohner Bianca (und damit Lars) ihre Zuneigung zeigen. 

 Das Leben wie es eigentlich sein sollte scheint an Lars vorbei zu ziehen und er hat keine Möglichkeit, etwas dagegen zu tun. Nur in zwei Situationen des Films wird er tatsächlich aktiv: als er sich zur „Anschaffung“ Biancas entschließt (ohne dass wir diesen Entschluss oder den Kauf  zu sehen bekommen) und als er sich wieder von ihr trennt. Doch genau diese beiden Schritte ermöglichen es ihm, sich den Zuneigungen seiner Mitmenschen zu öffnen. Dass er in der Lage ist, Liebe zu geben hat er durch Bianca bewiesen. Doch der Schritt, die Liebe seiner Mitmenschen zuzulassen erscheint noch weitaus gefährlicher und unbequemer.

 Schwedisch??? Johoo, aber natürlich!! Und das ist durchaus positiv gemeint. Nicht nur, dass die Kargheit der Landschaft, die Jahreszeit und, sagen wir einmal, die liebenswerte Verschrobenheit an einsames Fjell und Tundra-Bewohner erinnert. Passend zu meinem zugegebenermaßen rein subjektiven und vorurteilsbehafteten Schwedenbild ist die Hauptaussage des Films: Einsamkeit macht krank. Für mich ist nun einmal Schweden das Land der unbarmherzigen Dunkelheit und fast undurchdringlichen Weite, in dem letztendlich jeder auf sich selbst gestellt ist, dessen Bewohner aber mit einer fast verzweifelten Fröhlichkeit und nicht zu besiegender Kreativität gegen alle Übelkeiten des Alltags ankämpfen. Es gibt eine Gemeinschaft der Liebenswürdigkeit, für die es sich lohnt die eigene Einsamkeit und Schwermut hinter sich zu lassen. Und ob nun wirklich schwedisch oder nicht: allein diese Erkenntnis macht den Film in meinen Augen unbedingt sehenswert. Skol.

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10.000 B.C.

(USA, Neuseeland 2008)

 

Einen besonderen Anspruch in dem filmischen Werk von Roland Emmerich zu entdecken, dürfte auch eingefleischten Fans schwer fallen. Aber wer fragt nach dem Anspruch, wenn einem die Special Effects um die Ohren und in die Augen gehauen werden. Ob „Godzilla“, „Stargate“ oder „The day after tomorrow“ –-es kracht und es rumst und es sieht auch noch echt aus. Wenn man dann noch in einem klimatisierten Kino sitzt mit einer Riesenleinwand, gibt es kaum eine bessere Methode, einen Dienstagabend im November zu verbringen. Eine schlimme Ausnahme bildet da allerdings das Machwerk „Independence Day“, in dem Emmerich seinen amerikanischen Freunden und ihrem Patriotismus dermaßen ekelerregend huldigt, dass ich mich fast ins Kino erbrochen habe. Nicht zuletzt diesem Film verdankt er seinem Ruf, einer der größten Patrioten Amerikas zu sein – eine Neigung, die er in einem deutschen Film schwerlich ausleben könnte.

Was aber geschieht 10.000 Jahre vor der Geburt Christi auf diesem Planeten? Wenn Sie das erfahren wollen, sollten Sie sich einen Fluxx-Kompensator in Ihren DeLorian einbauen, dieser Film gibt keine Antworten. 10.000 + 2008 macht 12.008, was ein Prähistoriker wohl in die Jungsteinzeit einordnen würde. Dass die dargestellten Frühmenschen im Gegensatz zu dieser historischen Einordnung bereits mit metallenen Waffen durch die Gegend laufen, scheint den Regisseur nicht zu belasten. Mit übermäßigen Naturalismus hält er sich nicht auf. Die Zähne der Eingeborenen sind perlweiß, als kämen sie frisch vom Bleaching, die Dreadlocks hätten einem Bob Marley alle Ehre gemacht und die Pelzkluft sitzt gut und wirkt durchgestylt. Und hässlich sind die Jungs und Mädels auch nicht gerade, es sei denn, sie sind fiese Schurken. Die Ausstattung und die gnadenlose Ignorierung historischer Tatsachen erinnert an Trash-Filme aus den 70ern. „Als die Dinosaurier die Erde beherrschten“ sei nur als bekanntestes Beispiel genannt. Dinosaurier wollte Emmerich wohl doch nicht verwenden, zumal er mit seinem „Godzilla“ als größtem Monster aller Zeiten dieses Genre schon abgearbeitet hat. Hier gibt es Säbelzahntiger, Mammuts und Terrorvögel, die historisch korrekt in dieses Zeitalter passen, die aber in diesem Film viel zu kurz kommen. Weshalb habe ich mir diesen Streifen denn wohl angetan, Herr Emmerich? Wegen der brillanten Schauspielerleistungen? Wegen der geschliffenen Dialoge? Ich möchte große böse Tiere sehen, die Menschen mit einem Haps verschlingen. Aber nix da. Sogar der Säbelzahntiger verkommt zur Hauskatze. Diego lässt grüßen!

Der Inhalt? Auserwählter Steinzeitkrieger mit leichten Komplexen will seine süße, blauäugige Schnalle aus den Händen böser Dämonenkrieger befreien, ruft zur landesweiten Rebellion gegen dieselben auf, vereint die afrikanischen Völker und macht die herrschende, menschenopfernde, pyramidenbauende, vermutlich aus Atlantis stammende Kaste mit seiner Armee platt. Juchuh! Als Lohn winkt die süße Schnalle und die Erkenntnis, dass man bestimmt ganz bald zivilisiert ist.

Was noch auffällt, ist die Tatsache, dass der Stamm der Auserwählten sich durch eine deutlich hellere Hautfarbe von den anderen Stämmen unterscheidet. Puuh! Musste das wirklich sein, Roland?

In seinem nächsten Projekt „2012“ wird Emmerich angeblich die Welt vernichten. Das kann man mit diesem Film getrost auch tun. Es reicht aber, ihn einfach in die nächste Mülltonne zu werfen.

 

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Der Krieg des Charlie Wilson

(USA, 2008)

 

Himmel, was hätte man daraus machen können…! Ein amerikanischer Kongressabgeordneter, der gerne und viel trinkt, sich in Las Vegas mit Stripperinnen und halbseidenen, geldsuchenden Hollywood-Produzenten trifft und mehrere Vorzimmer voller, nun ja, nennen wir sie „Mitarbeiterinnen“ in recht knapper Arbeitskleidung unterhält, tut sich, politisch und auch sehr privat, mit einer ultrarechten, ultrareichen, leicht dem Playboy-Cover-Alter entwachsenen Texas-Tussi zusammen und führt, quasi im Alleingang, Amerika nach Afghanistan. Nein, nicht auf der Suche nach Bin Laden und orthodoxen Gotteskriegern, die sich in Guantanamo Bay sicherlich viel wohler fühlen würden als in ihrer kargen Gebirgsheimat. Ganz im Gegenteil, er sorgt dafür, dass die versteckte militärische Hilfe von ursprünglich 5 Millionen US-Dollar auf über 500 Millionen ansteigt. Und zwar militärische Hilfe für die Mudschaheddin, die „Krieger des Dschihad“, die seit 1979 gegen die sowjetische Armee kämpfen.

Und aus denen dann, immer noch mit amerikanischer Hilfe, die Taliban hervorgingen, gegen die dann wiederum ein anderer halbseidener Amerikaner mit zweifelhafter Trinker-Vergangenheit vorgehen musste.

Schnell zurück zum Film, sonst wird mir von der ganzen amerikanischen Wendehals-Wir-Retten-Die-Welt-Gott-Ist-Auf-Unserer-Seite-Außenpolitik der letzten 20 Jahre schlecht. Das Problem: der Film von Altmeister Mike Nichols mit Tom Hanks und Julia Roberts in den Hauptrollen tut nichts um auch nur die Oberfläche dieser ganzen bigotten Weltbeherrscher-Clique anzutasten.

Na klar, der gute Charlie wird nur aktiv, weil er die schlimmen Bilder aus den Flüchtlingslagern in Pakistan nicht aus dem Kopf kriegt. Über eine Flasche Scotch, überreicht vom CIA-Verbindungsmann, freut er sich so sehr, dass man ihm seine altruistischen Motive aber auch sofort abnimmt und nicht im Traum daran denkt, dass vielleicht das eine oder andere Milliönchen zwischen Jerusalem, Kairo, Islamabad und Washington rein zufällig auf seinem Konto gelandet ist. Wie freuen wir uns, als uns minutenlang Bilder und die dazugehörigen Erfolgszahlen abgeschossener russischer Hubschrauber präsentiert werden. Hatten sie ja irgendwie doch verdient, diese Kommie-Ärsche. Völlig unreflektiert und ohne den nötigen sarkastischen Abstand wird protokolliert, wie sich Charlie Wilson instrumentalisieren lässt und einen Schwung in die orientalische Welt bringt, dessen Auswirkungen uns heute noch täglich in den Nachrichten beschäftigt. Wie praktisch: Amerika konnte also eigentlich gar nichts für diesen kleinen Irrweg, eigentlich wollte God’s Own Country ja nie die Islamisten dieser Welt mit den umfangreichsten Waffenlieferungen aller Zeiten unterstützen. Nein, das war alles der böse (oder dumme?) Charlie, der nur von seinem schlechten Gewissen, guten Absichten und der Aussicht auf den nächsten Drink geleitet wurde. Schäm dich, in die Ecke, Charlie!

Jetzt IST mir schlecht…

Wenn schon aufklären, dann aber richtig! Jeder halbwegs bekannte männliche amerikanische Politiker hat heutzutage seine kleine Missbrauchs- oder Vergewaltigungsnummer zu vertuschen. Es liegt doch eigentlich nahe, dass Mr. Wilson gut erpressbar war und sich daher vor den Karren texanischer Kommie-Hasser spannen ließ. Auf den ausgedehnten Reisen ins Krisengebiet haben sich dann dank zurückhaltender Berichterstattung neue Betätigungsfelder für den Schwerenöter ergeben. Warum wird eigentlich nicht erzählt, was mit den Eseln geschehen ist, die in der Anfangszeit noch die Raketen über die Grenze schmuggeln mussten? Aber das ist nun wirklich meine ganz persönliche Version der Geschichte. 

 

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Flucht von Alcatraz

(USA, 1979)

 

Die Amerikaner halten einen traurigen Weltrekord: 1% der erwachsenen Bevölkerung sitzt im Gefängnis. Insofern ist es nur logisch, dass es zahllose Filme zu der Thematik „Knast“ gibt.

Manch einer hat ein Faible für Western, mancher für Science Fiction und manch Geistergestörter mag Filme mit Til Schweiger. Ich habe einen Hang zu Gefängnisfilmen und das, obwohl ich noch niemals eingesessen habe. Oder vielleicht gerade deshalb, weil mir dann sicherlich bewusst wäre, das es tatsächlich keine Knastromantik gibt. In diesem Don-Siegel-Streifen gibt es nur sehr wenige romantische Momente. Frank Morris (Clint Eastwood) ist ein Schurke, den bislang kein Knast zu halten vermochte, weshalb er nach Alcatraz verlegt wird. „Wer die Regeln der Gesellschaft missachtet, kommt ins Gefängnis. Wer die Regeln im Gefängnis missachtet, kommt nach Alcatraz!“ So die Aussage des Gefängnisdirektors (Patrick McGoohan), der den Neuankömmling Morris über die speziellen Haftbedingungen in Alcatraz informiert. Wofür Morris eigentlich einsitzt erfahren wir nicht. Er wird uns nicht – wie sonst in solchen Filmen üblich – als sympathisches Opfer dargestellt, den widrige Umstände auf die schiefe Bahn warfen. Er ist ein inhaftierter Verbrecher, der unbedingt ausbrechen möchte, um draußen vermutlich weitere Schandtaten zu begehen. Trotzdem schlägt man sich schnell auf die Seite von Morris, was zum einen an den menschenunwürdigen Haftbedingungen in Alcatraz und zum anderen an dem Direktor liegt, den Patrick McGoohan wunderbar als menschenverachtenden, bürokratischen Strafvollstrecker darstellt.

Neben den typischen Zutaten des brutalen fetten fiesen Schurken, der Morris ans Leder will, als dieser seine Avancen zurückweist und des schwarzen Weisen, dessen Freundschaft Morris erwirbt, gibt es noch zwei menschliche Dramen, als Knastinsasse „Doc“ sich nach dem Entzug seiner Malerlaubnis durch den Direktor die Finger abhakt und sein Freund „Lackmus“ in seinem gerechten Zorn ob dieser Schlechtigkeit von einer Herzattacke dahingerafft wird.

Spätestens an dieser Stelle ist klar: Der Schurke ist der Gute und der Gute ist der Schurke. Morris muss dringend dort abhauen und findet schnell drei Verbündete, die denselben Wunsch hegen.

Was jetzt folgt, ist die wundersame Geschichte von vier äußerst findigen Spitzbuben, denen es mit minimalen Mitteln gelingt, ihre Flucht zu inszenieren. Natürlich gibt es einen äußerst engen Zeitplan und ständig droht, etwas dazwischen zu kommen. Einer bleibt im Knast zurück, drei entkommen. Ob sie es wirklich schaffen, die Bucht von San Francisco mit einem selbstgebastelten Schlauchboot zu überwinden, wird von der Geschichte nicht überliefert. Der Zuschauer hofft, die Flucht möge erfolgreich gewesen sein. Ob er es immer noch hofft, wenn diese Schurken (denn das sind sie trotz allem immer noch) mit Faustfeuerwaffen in seinen Vorgarten mit der finsteren Absicht eindringen, seine Frau zu schänden und sein Tafelsilber zu entwenden, ist irrelevant.

Eastwood schauspielert auch in diesem Streifen nicht besonders viel. Jedenfalls nicht mehr als als wortkarger Cowboy oder als „Dirty Harry“. Aber mehr wollen wir auch nicht. Dumm einen ablabern können andere machen und außerdem ist das hier kein französisches Schwafelkino sondern ein beinharter Männerstreifen, der fast komplett ohne Frauen auskommt. Und Clint ist der geilste und härteste Macker unter der Sonne. Ich wünschte, ich wäre er!

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American Beauty

(USA, 1999)

 

Was passiert eigentlich, wenn man sich die Freiheit nimmt, von der man seit der Studienzeit nur noch zu träumen gewagt hat? Wie gefährlich ist es ehrlich zu sein; zu sich selber und zu allen um sich herum? Im Falle von Lester Burnham (zu Recht Oscar-prämiert: Kevin Spacey) lebensgefährlich, wie wir gleich zu Beginn des Filmes erfahren.

Seine 16-jährige Tochter hat ihn längst als Loser abgestempelt und wünscht seinen Tod, seine Frau nimmt ihn kaum noch wahr und im Job ist Lester auch vollkommen überflüssig. Ein Leben in der Vororthölle irgendwo in Amerika, wo das Onanieren morgens unter der Dusche zum Höhepunkt des Tages wird.

Doch mit einem Schlag ändert sich alles: Lester trifft Angela, eine vermeintlich frühreife Schulfreundin seiner Tochter und verliebt sich unsterblich. Mit brutaler Konsequenz bricht er mit allem um sich herum: der ungeliebten Frau zeigt er offen seine Verachtung, seinen Vorgesetzten erpresst er, um eine stattliche Abfindung zu kassieren, der Nachbarsjunge besorgt das Dope zum neuen Lebensgefühl und Lester brät in der Folge Burger, wie damals zur High-School-Zeit, als das Leben noch überschaubar, greifbar und vor allem noch nicht gelebt war. 

Doch natürlich hat alles seinen Preis. Es ist nicht ein neues Leben, das Lester beginnt, sondern er versucht seine Teen-Jahre zurück zu holen. Inklusive dem Cheerleader-Schwarm Angela. Es ist nur ein kurzes Aufflackern dessen Zeuge wir werden, bevor Lester von der Realität um ihn herum, der er längst entflohen zu sein glaubt, eingeholt wird. Amerika duldet nun mal keine „Freaks“, schon gar nicht in den Suburbs!

Es ist gar nicht so sehr die Düsternis und Ausweglosigkeit, die diesen Film so bedrückend macht. Wer Kevin Spacey in „Sieben“ gesehen, nein, bewundert hat, den kann die Hölle hinter weißen Fassaden eigentlich nicht mehr schrecken. Nein, hier ist es die Glaubwürdigkeit aller Charaktere und ihrer Handlungen, die so sehr unter die Haut geht. Thora Birch als Tochter Jane ist nun mal einfach nur ein verzweifelter, depressiver Teenie, die eigentlich eher sich selber als ihrem Vater den Tod wünscht. Wes Bentley als Nachbarsjunge Ricky ist, dem Alter und regelmäßigem Drogenkonsum sei’s geschuldet, so sehr der Welt entrückt, dass er sie nur noch auf Video sehen mag, immer auf der Suche nach dem Wahren, Schönen, das er doch nicht ertragen kann. Und Annette Benning gibt so überzeugend-durchgedreht die erfolgreiche Mutter und Business-Frau, zu ihrem eigenen Leidwesen längst nur noch die Fassade einer Frau, dass man von Anfang an zwischen Ekel und echtem Mitleid schwankt sobald Mrs. Burnham auftaucht. Die habe ich doch gestern alle gerade auf der Straße gesehen. Einzig Col. Frank Fitts, US Marine Corps (gewohnt souverän und tough: Chris Cooper), bleibt seltsam eindimensional und erntet, jedenfalls bei mir, trotz heftiger Gefühlsausbrüche im strömenden Regen nichts als Verachtung. Die Rolle des Bad Guys ist damit vergeben, so sehr sich alle anderen Charaktere, inklusive Möchtegern-Schlampe Angela, auch anstrengen. Aber das ist auch schon meine einzige Kritik an einem ansonsten beängstigend dichten, glaubwürdigen Film. Auch wenn Premiere ihn zu den 20 am meisten überschatzten Filmen aller Zeiten zählte.

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Hancock

(USA, 2008)

 

Was ich an dem Film mag: den fliegenden Wal, Charlize Theron, Hancock besoffen, der Versuch eines Grinsens beim ersten positiven Society-Auftritt, das fliegende dicke Kind, Hancocks Landungen (als bad-guy), Charlize Theron, den kaputten Zug, alle Szenen in denen Trümmer fliegen und natürlich Charlize Theron.

 

Was ich an dem Film nicht mag: die naive Weltverbesserungsattitüde des PR-Mannes, den PR-Mann, sein nervig-süßes Kind, den restlos gescheiterten Versuch, einem coolen Film über einen gebrochenen Superhelden so etwas wie eine Handlung geben zu wollen (was soll denn das???), Witze über Körperverstümmelungen, einen Superschurken der nicht mal meine Katze erschrecken würde.

 

Man muss dem Film zugute halten, dass absolut keine Erwartungen enttäuscht wurden, denn wer mit hohen Erwartungen in diesen Film geht ist selber Schuld. Ich verehre Will Smith und werde mir weiterhin jeden Film mit ihm anschauen (außer er spielt, herzzerreißend, einen allein erziehenden Vater)…doch bis heute weiß ich nicht warum. Dieser Film hat mir da leider auch nicht weitergeholfen.

 

So bekomme ich leider nie und nimmer 500 Wörter voll. Jedes weitere allerdings wäre verlogen und an den Haaren herbeigezogen und so muss ich, wenn denn Lisa mir nicht weiterhilft, ausnahmsweise mit Homer J sprechen: Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Stupid Flanders Das wars.

 

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Gladiator

(UK, USA, 2000)

 

Die Begutachtung dieses Streifens im heimatlichen hochmodernen Kinotempel begann mit einer großen Enttäuschung. Denn das Kinopersonal war 10 Minuten lang nicht in der Lage, den Vorhang vor der Leinwand zurückzuziehen, so dass ich die blutrünstigen Ereignisse auf dem germanischen Schlachtfeld nur erahnen konnte. Erst als die Angestellten selbst von einem grausamen Foltertod durch die Kinobesucher bedroht wurden, gelang es ihnen, das Problem zu lösen und die Sicht freizugeben, was wiederum nur beweist, dass man die Menschen vernünftig motivieren muss, um sie zu anständigen Arbeitsergebnissen zu treiben.

Ein ähnlich guter Motivator ist der römische Feldherr Maximus (Russell Crowe), der seine Truppen zu Höchstleistungen gegen die germanischen Barbaren anspornt. Dies sieht auch sein altersschwacher und amtsmüder Chef und Kaiser Marc Aurel (Richard Harris) so, der Maximus deshalb als seinen Nachfolger vorsieht, was wiederum seinem leiblichen Sohn Commodus (Joaquin Phoenix) verständlicherweise nicht in den Kram passt. Um seinen Thronfolgeanspruch zu sichern, greift er der Natur vor und meuchelt seinen Vater. Sein Versuch, Maximus und dessen Familie ebenfalls in den Orcus zu schicken, gelingt ihm nur bezüglich seines wunderschönen Eheweibes und seines Sohnes, welche irgendwo in einer spanischen Postkartenlandschaft vergeblich auf Maximus´ Rückkehr warteten. Ihr Tod ist unschön und fördert nicht gerade Maximus´ Liebe für seinen neuen Herrscher. Er selbst entgeht den kaiserlichen Schergen schwerverletzt, wird von fahrenden Händlern aufgegriffen, die ihn flugs an eine Gladiatorenschule verschachern, welche von Proximo (Ex-Musketier Oliver Reed) geleitet wird. Maximus – weil von Haus aus ein geiler Macker – wird schnell zum Star der Gladiatoren und trifft schließlich im Kolosseum in Rom auf Commodus und vollendet seine Rache, indem er ihn wie ein Schwein absticht. Die Freude währt jedoch nur kurz, denn Maximus – von Commodus im Vorfeld des Kampfes durch einen Pfeilstich geschwächt – haucht ebenfalls sein Leben aus und darf endlich seiner geliebten Frau ins Elysium folgen.

Ich schämte mich meiner Tränen nicht, die ich damals auf die Kinopolster vergoss, denn zweifellos war gerade der beste und nobelste Vertreter der Gattung Mensch den Weg alles Irdischen angetreten. Gegen ihn war ich weniger als ein Wurm, weniger als Kellerasselkot, es ging mehr in die Richtung von Stubenfliegenerbrochenem. Aber doch durfte ich diesen Helden auf seinem einsamen Weg begleiten und es machte mich stolzer als der WM-Titel 1990.

Historiker, Pharisäer und Schriftgelehrte monierten später die historischen Ungenauigkeiten – insbesondere in der Ausstattung, Kostümen etc. Mein Gott, Leute! Wenn Russell Crowe in der Arena Schurkenschädel spaltet, ist es mir egal, ob sein Schwert aus der richtigen Epoche kommt. Dieser Film lebt nicht von seiner historischen Exaktheit, sondern von den tiefen Emotionen und seinen perfekt inszenierten Actionszenen und wird getragen von einer hervorragenden Schauspielertruppe – allen voran River Phoenix kleiner Bruder Joaquin, der den machtbesessenen, skrupellosen, seine Schwester (geil: Connie Nielsen) begehrenden Thronräuber mit einer Intensität spielt, als habe er nie etwas anderes getan. Und Oliver Reed in seinem letzten Film erhält einen würdigen Ausstieg aus seiner Filmkarriere.

„Gewinne die Menge!“ verlangt Proximo von seinem besten Angestellten Maximus. Ridley Scott ist das mit diesem Bombast-Epos voll und ganz gelungen. Mehr davon, bitte!

 

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